Zu Besuch in der Schuhmanufaktur in Umbrien

Karin von Heinemann
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Zu Besuch in der Schuhmanufaktur in Umbrien -

Anfang des Jahres haben wir in Umbrien die Schuhmanufaktur besucht, die meine Schuhkollektion produziert. Umbrien ist in der Gegend um den Ort Nocera Umbra grün, bergig und bewaldet. Durch ein kleines Tal sind wir auf einer kurvigen Straße bis zu einem sehr überschaubaren Industriegebiet mitten im Nirgendwo gefahren. Als wir ankamen, hatte gerade die Mittagspause begonnen, die vielleicht 20 Arbeiterinnen und Arbeiter kamen uns entgegen und fuhren gut gelaunt alleine oder in kleinen Gruppen los, um sich den Magen zu füllen. Wir aber liefen in die entgegengesetzte Richtung und gingen nach einem kurzen Blick in die Fabrikationshalle zunächst ein Stockwerk nach oben in die Büros.

Die Qual der Wahl

Empfangen wurden wir vom Eigentümer und zwei Angestellten. Nach einer kurzen Begrüßung, einem Schnack - und natürlich einem Kaffee - ging es gleich mit Vollgas in die Besprechung für meine erste Kollektion. Welche Form? Offen oder geschlossen? Absatz oder nicht? Welche Applikationen wo und aus welchem Material? Welches Leder? Welche Farben? Wie sollen die Absätze aussehen? Diese und noch viel mehr Fragen wollten eine Antwort und wir haben uns durch zig Reihen von Vorführ-Modellen probiert, Farbpaletten angeschaut sowie Lederproben verglichen. Irgendwann hatte sich die Sommerkollektion herauskristallisiert, die ihr in den vergangenen Monaten bei mir im Laden gesehen habt. Es macht wahnsinnig viel Spaß hier zu tüfteln, Farben und Formen zu kombinieren und zu schauen, was alles möglich ist. Und schon in dem Moment, in dem wir das Büro verließen, habe ich mich darauf gefreut, die fertigen Schuhe im "das EdelSchön" zu sehen.

Handwerk wie von früher

Anschließend konnten wir noch die "heilige Halle" besichtigen, in der in den folgenden Wochen meine Schuhe produziert wurden. Ihr könnt auf den Bildern erkennen, dass hier noch "von Hand" gearbeitet wird. Leder wird geschnitten, genäht, geklebt und schließlich werden die Einzelteile auf dem sogenannten Schuhleisten zusammengefügt. Schuhleisten sind quasi 3D-Modelle von Füßen. Ihr seht sie oben auf dem rechten Bild. Um sie herum werden die Lederteile gelegt und zusammengesetzt und ergeben irgendwann die Grundform des Schuhs. Durch den Leisten wird sichergestellt, dass die Form später auch zu Euren Füßen passt. Catia aus dem Büro war so lieb mit mir durch die Halle zu gehen, mir die einzelnen Stationen zu zeigen und zu erklären, wie aus der ökologisch gegerbten Tierhaut in vielen Einzelschritten modische Schuhe werden. Ihr könnt auf den Bildern schon erkennen, dass hier viele Arbeitsschritte noch von Hand ausgeführt werden. Natürlich gibt es Maschinen zur Unterstützung und für bestimmte immer gleiche Prozesse, aber diese werden noch von Menschen bedient und jeder Schuh entsteht unter genauer Beobachtung der Arbeiterinnen und Arbeiter. Das läuft hier ganz anders als man es von moderner Massenproduktion mit Fließbändern, an denen kaum noch Menschen stehen, kennt. Hier wird nachgezogen, neu geschnitten, ausgerichtet und geprüft, bis ein jeder Schuh so aussieht, wie er aussehen soll.

Alles unter einem Dach

Aber auch, wenn der Schuh an sich fertig ist, ist seine Reise durch die "heilige Halle" noch lange nicht beendet. Je nach Modell erhält er noch Fransen, Applikationen wie ein Budapester Muster auf den Vorderschuh, Riemchen, Schnallen oder Schnürsenkel. Außerdem wird noch mein Label-Logo eingedruckt, ohne geht es natürlich nicht. Und ganz zum Schluss wandern die fertigen Schuhe in ihre Kartons, die Kartons in große Versandpakete, die Pakete auf Paletten und die machen sich dann schließlich auf die Reise über die Alpen nach München in "das EdelSchön".

Ein kurzes Video findet Ihr auf YouTube.


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